BEITRAG VON DEN DEUTSCHEN REISENDEN OTTO FINSCH AND ALFRED BREHM ZUM ETHNOLOGISCHEN STUDIUM VON KASACHEN

BEITRAG VON DEN DEUTSCHEN REISENDEN OTTO FINSCH AND ALFRED BREHM
ZUM ETHNOLOGISCHEN STUDIUM VON KASACHEN

A.V. SHARIPOVA — Professor des Lehrstuhls für Weltgeschichte der Kasachischen Nationalen Pädagogischen Universität namens Abai

Die deutsche Historiographie der zweiten Hälfte des XIX. – Anfang des XX. Jahrhunderts wird durch das erhöhte Interesse zum Studium von Mittelasien und Kasachstan gekennzeichnet, bedingt durch Entstehen und Werdegang der Ethnologie, Geschichte und anderer Wissensgebiete über den
Menschen in die selbständigen wissenschaftlichen Fachgebiete.
Als Symbol der Verflochtenheit der Geschichte und Ethnologie mit den Naturwissenschaften wurde das Gemeinschaftswerk von den deutschen Gelehrten Otto Finsch und Alfred Brehm „Reise nach West-Sibirien“. Dieses Buch wurde auf der Grundlage der Materialien der in den siebzigen Jahren des XIX. Jahrhunderts von den Naturforschern vorgenommenen Expedition nach Sibirien geschrieben. Die Idee, die Expedition nach West-Sibirien zu veranstalten, hatte ihre eigene Geschichte. Sie wurde von den deutschen Autoren im Vorwort des obengenannten Buches dargelegt.
1870 war aus Ost-Groenland die Expedition, welche auf Initiative des „Vereins für die Deutsche Nordpolarfahrt“ organisiert worden war, zurückgekehrt. Aber der Ansatz, das begonnene Werk fortzusetzen, hatte keinen Erfolg: die Gelehrten-Kommission hatte den Plan nicht angenommen: sie akzeptierten die Idee von Dr. Lindemann über die Expedition nach West-Sibirien. Das Reich bewilligte die Summen von 5000 Mk, obwohl die Kosten für zwei Gelehrten ohne ihre Entschädigung auf 18,000 Mk veranschlagt wurden. Die Expeditionsmitglieder empfanden große Schwierigkeiten, trotzdem bereiteten sie sich auf diese Reise vor.In unerwarteter Weise bekamen sie das außerordentlich reiche Geschenk vom Herrn Alexander Michailowitsch Sibiriakoff aus Irkutsk, der eine uneigennützige Hilfe von 20,300 Mk im Interesse der Wissenschaft geleistet hatte. Dies trug dazu bei, dass die Expedition erfolgreich ihre Erforschungen führte und das Werk „Reise nach West-Sibirien“, bestehend aus 14 Kapiteln, veröffentlichte.
Die Erforscher richteten ihr Hauptaugenmerk auf Probleme der Geschichte und Ethnologie, Wirtschaft und Geographie der Region. Das reiche alle Seiten des Lebens der kasachischen Gesellschaft ergreifende ethnographische Material gibt den besonderen Wert dieser Arbeit.
O. Finsch und A. Brehm nahmen einen Ansatz vor, den deutschen Lesern das Leben des fremden Volkes durch die detaillierte Beschreibung der Physiognomie, Behausung, Bekleidung und Nahrung vorzustellen. Die deutschen Autoren sammelten das reiche und vielfältige Material über die Ethnologie des kasachischen Volkes. In den Erforschungen von O. Finsch und A.Brehm wurde das vollständige und detaillierte ethnographische Bild dargestellt.
Eine Jurte, und in noch kürzerer Zeit liegen alle Stücke derselben parat um aufs Kameels geladen zu werden“ [1, 157].
O. Finsch und A. Brehm konnten beim Vergleich der Lebensweise von reichen und armen Kasachen richtig den Wert der Jurte, welcher vom Material abhängt, schätzen. „Je nach dem Material kann die Jurte daher billig bis äußerst kostbar sein. Eine Jurte aus weissem, buntverziertem Filz, die innen mit kostbaren bucharischen oder turkmenischen Teppichen belegt und an den Seiten behangen ist, kostet daher mehrere Hunderte bis Tausend Rubel und darüber, während die kleinen Filzzelte, Kosch genannt, wie sie von Ärmeren benutzt werden, schon für 10-15 Rubel zu haben sind“ [1, 7493]. Diesbezüglich muss man den Beobachtungen und Schlussfolgerungen der deutschen Gelehrten zustimmen, dass die Lebensweise und Behausung von armen Kasachen „freilich nichts von dem Luxus zeigten“, wie er ihnen gegenüber später durch Sulthane und andere Reiche des Volkes entfaltet wurde“. Die Behausung von armen Kasachen fand das wahre Mitleid der deutschen Reisenden. Auf ihre Meinung, war sie „wenig besser als Dschums von Ostiaken und Samojeden“. Eine besondere Unruhe fand bei ihnen „ein Winteraufenthalt in solcher Jurte, … namentlich da, wo es so häufig in der Steppe der Fall ist, Brennmaterial fehlt und man dann zu den armseligen Spiräengesträuch oder zu getrockneten Kuhfladen seine Zuflucht nehmen muss“. Auch ebenfalls keinen behaglichen Eindruck machte „die übrige innere Einrichtung. Sie bestand eben nur in einigen hölzernen Gefässen zur Aufbewahrung von Milch und ein ganz bunten sibirischen Holzkasten, welche die wenigen
Habseligkeiten enthielten. Die Jurte, von kaum mehr als 10 Fuss Durchmesser, diente 2 Familien zum
Aufenthalt, ausserdem waren 5 Kälber untergebracht, was für die Sorgfalt, welche Kirghisen für ihr Vieh haben, gewiss das beste Zeugnis ablegte“.
Unter Bedingungen des rauhen Klimas bauten die Kasachen Winterhäuser, welche ein echtes Interesse bei O.Finsch und A.Brehm erweckten. Sie trafen oft Jurten sowie Winterhäuser, „die aus getrockneten Backsteinen erbaut werden und deren eigenthümliche Bereitung wir auch sehen sollten. Die schwarze Erde der Steppe war in derselben Weise als wie bei Bremen der Backtorf gewonnen wird, in einen mächtigen zähen Fladen ausgebreitet, den aber nicht biedere Moorbewohner mit Holzschuhen bearbeiteten (petteten), sondern den Berittene mit den Hufen der Pferde zurichteten. Das verwundere uns allerdings höchlich; aber wir wollten in der Folge mehr zu der Einsicht kommen, dass der Kirghise alles soweit nur irgend möglich zu Pferd thut“.
Wie es bekannt ist, nicht allen gelang es, ein Winterhaus zu bauen. In diesen Fällen ermittelten sie verschiedene Schutzverfahren gegen Winterkälte. Unter harten Bedingungen der Steppenzone versuchten die Kasachen auf verschiedene Weise, das häusliche Leben zu veranstalten. Dies wurde durch die Entwicklung verschiedener Handwerke gefördert, von dessen Vorhandensein die Materialien der deutschen Reisenden zeugen. O. Finsch und A. Brehm gaben zu, dass die Kasachen bei der Verfertigung solcher Gegenstände bewandert sind, die zum täglichen Leben gehören, so z.B. gedrechselter Schalen und anderer Holzwaren“ [1, 153]. Ungeachtet dessen, dass die Entwicklung des Schmiedehandwerkes keine wesentliche Vollkommenheit erzielte, waren die Erzeugnisse von einzelnen kasachischen Meistern sehr bekannt. In Altajskaja Staniza schenkte Major Bachireff den deutschen Gästen ein Messer in silberähnlich eingelegter Arbeit in Form von hübschen Arabesken, welches von einem kasachischen Meister schmieden worden war. Die Reisenden wiesen auf das entwickelte Sattler- und Riemergewerbe. Aber wesentliche Erfolge erzielten die Kasachen bei der Filzzubereitung. „Filz wird äußerst geschickt behandelt und die mit aufgenähten oder eingewirkten, meist rothen Bordenmustern verzierten Decken – Koschy – sind oft wahrhaft elegant“ [1, 153-154]“.
Die kasachische Jurte ist ohne Filzerzeugnisse schwer vorzustellen. Sogar der Jurtenboden wird mit Koschy belegt, ausschliesslich der Feuerstelle, wenn die Gäste kommen, so werden die mit den neuen buntverzierten Koschy oder mit turkmenischen Teppichen bedeckt [1, 68]. Die Filzzubereitung gehört zu dem häuslichen Handwerk, an dem sich von Alters her die kasachischen Frauen beteiligt haben. Aber bei diesem schwierigen Prozess, welcher bestimmte Fertigkeiten und mühselige Arbeit braucht, beteiligten sich nicht nur die Frauen aus einer Familie, sondern auch die Bewohner eines Auls. Beobachtungen an der Filzzubereitung, an dem nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer teilnahmen, liess O. Finsch und A. Brehm Schlußfolgerung über die „durchaus entsprechende Arbeitstheilung zwischen beiden Geschlechtern“ machen [1, 154].
O. Finsch und A. Brehm beschrieben ausführlich die Kleidung von Männern, die zu verschiedenen sozialen Gruppen der kasachischen Gesellschaft gehören. Die armen Kasachen „waren in abgeschlissene Schafpelze gekleidet und trugen auf dem Kopfe die eigenthümlich geformten Kappen, die über Ohren und Nacken schirmartig herabfallen und mit Pelz, am liebsten vom Fuchs, besetzt sind“ [3, 154-155]. Wie die Autoren zugaben, gehen die Reichen „ungleich vorteilhafter“ ein: „die weiten Pelze – Jergak – aus gegerbten Füllenfellen, welche mit der Haarseite nach außen getragen werden und an denen die Mähnenhaare sonderbare Verzierungen bilden“. O. Finsch und A. Brehm beschrieben ausführlich die Kleidung von reichen Kasachen und bemerkten dabei, dass bei den Kasachen „den nach muhammedanischer Sitte kahl oder doch kurz geschorenen Kopf bedeckt zunächst ein kleines Käppchen aus Zeug oder Seide, äußerst fein in Falten genäht, oder bei Reichen aus Sammet und in diesem Falle meist mit feiner Goldstickerei verziert. Als eigentliche Kopfbedeckung dienen, ausser den schon erwähnten eigenthümlichen Flügelkappen (Bürk), gewöhnliche runde Mützen mit einem breiten Pelzbesatz oder ganz aus Pelz. Namentlich sind solche von weissen kraushaarigen Lammfellen sehr hübsch, und auch bei den Russen beliebt; als besonders fein gelten aber die aus Beinfellen des Fuchses zusammengenähten. Dieses Material wird von Reichen zuweilen als kostbares Futter für Chalate verwendet. Vom Mützenknopfe weht zuweilen, als besonderer Schmuck, eine Eulenfeder herab. Wie der Filz, so sind Filzhüte bei den Kirghisen seit Alters her Mode, und haben sich glücklicher Weise in derselben erhalten. Die gewöhnlichen kleinen weissen, welche in der Form etwas, obwohl minder „fesch“, den steyrischen ähneln, werden meist von Aermeren getragen, wogegen Reiche bei feierlichen Gelegenheiten in eigenthümlichen, hohen, seitlich oder hinten mit breiter Klappkrempe versehenen erscheinen, die noch besonders fein mit Stickerei und Schnüren verziert sind“.
Die Nahrung ist ein wichtiges Element der häuslichen Kultur und verkörpert in sich nationale
Formen und Traditionen. Im System und Model der Nahrung sind die Verhaltensaspekte von
Menschen dargestellt, bedingt durch sozial-wirtschaftliche Bedingungen der Gesellschaft. Die Nahrung von Kasachen widerspiegelt die traditionelle Lebensweise der Nomadengesellschaft. In diesem Zusammenhang geben O. Finsch und A. Brehm zu, dass als Hauptlnahrung Fleisch gilt: „Bei zufällig eintretender Überfülle an Fleisch wird dasselbe wohl auch in der bei fast allen umherziehenden halbcivilisirten Völkern gebräuchlichen Weise in Streifen geschnitten an der Luft getrocknet und geräucherte Hammelschinken lernten wir selbst schätzen“ [1, 151].
Wie es bekannt ist, „wenn es die Zeit erlaubt, also hauptsächlich im Winter, beschäftigen sich die Kirghisen auch mit der Jagd“. O. Finsch und A. Brehm bemerkten: „Es giebt professionirte Jäger unter ihnen, von denen wir selbst mit einigen zusammentrafen. Die früher üblichen Waffen: Pike, Bogen, Pfeil und Holzkeule sind längst durch Feuerwaffen, meist schlechte Feuerschossgewehre verdrängt worden, mit denen die Kirghisen gut umzugehen und trefflich zu schiessen verstehen“ [1, 152]. Die Reisenden stellten in ihrer Arbeit eine ausführliche Beschreibung der Jagd dar, an der sie sich teilnahmen und wo sich besonders Dr. Alfred Brehm ausgezeichnet worden ist. Die die deutschen Gäste begleiteten Häupter der Steppe „voll von den Ereignissen der Jagd, entboten einen berühmten Barden ihres Volkes, der die Thaten des Fremdlings mit der Adlernase und den Falkenaugen besingen musste“ [1, 99]. Die Ehrung des Helden der Jagd Alfred Brehm betonte nochmals die Bescheidenheit und den Takt von Kasachen, darüber schrieben die deutschen Gelehrten: „… aber die kirghisische Poesie scheint wirklich mit abendländischer Höflichkeit gepaart, denn ich habe nicht erfahren, dass an jenem Abende auch des wackeren Adil Chan Dschamanteiof, des Besitzers der Arcatberge gedacht worden wäre, Und er war doch der treffliche Schütze, der den stattlichen Widder erlegt hatte welcher und gleich bei Ankunft überraschte, und zwar ohne ein Gewehr aus der Fabrik der Hoflieferanten Timpke und Leu, sonder nur mit seiner primitiven auf einer Gabel ruhenden einläufigen Tula-Büchse für 10 bis 15 Rubel. Der brave Mann mit dem Gewehr in der Hand, nebst dem erlegten Wider (nicht Schaf), einer Photographie der Frau Generalin Poltoratsky entlehnt, stellt diesen tüchtigen Schützen und seine Beute dar und ist die einzige Originalfigur in dem Bilde zur Gartenlaube (No. 41, 1877),, in welcher Dr. Brehm mit bekannter Meisterschaft „Jagden in der Steppe“ schildert“.
Man muss betonen, dass es den deutschen Reisenden gelang, einen richtigen Platz jedes Tieres im Weltanschauungssystem der Nomaden zu bewerten. Wie es bekannt ist, gelten Schafe als Symbol des Reichtums und Wohlstandes, das Tier, welches den Nomaden zu essen, zu bekleiden, zu beschuhen und zu wärmen gab. Ausserdem gelten die Schafe als Symbol des Irdischen. Als Vertreter des Unterirdischen galt die Kuh. Das Pferd war ein Symbol der Klugheit, des Intellekts, Vertreter der Oberen Welt [5, 19-20].
Starken Hang der Kasachen für Pferde und Kunstreiten hervorgehoben, betonten O. Finsch und A. Brehm, dass „wie sehr Alles, was mit Pferden und Reitkunst zusammenhängt, das Wesen, Denken und die Phantasie des Kirghisen beherrscht, beweist am schlagendsten die Thatsache, dass ihre Hippomanie sogar eng mit ihrer Astronomie verwachsen ist. Gleich allen Nomadenvölkern sind den Kirghisen die hauptsächlichsten Sterne und Sternbilder wolbekannt. So namentlich der Polarstern, welchen wir Demir-Kassyk (eiserner Pfahl), und das Sternbild des Grossen Bären, welches sie Dschedi-Karabtschi d.h. die sieben Diebe, nennen. Die Bewegung der Sternbilder erklären sie nur folgendermassen: An den eisernen Pfahl sind zwei Pferde gebunden (zwei helle Sterne des kleinen Bär), die von sieben kecken Dieben verfolgt werden, wobei allesammt den eisernen Pfahl (Polarstern) umkreisen. – dieses hübsche Märchen zeigt zugleich wie phantasiereich die Kirghisen sind, die wirklich eine grosse Menge von Legenden und Heldengedichten besitzen“ [1, 158].
Wenn die deutschen Reisenden über die religiösen Ansichten von Kasachen sprechen, so weisen die darauf hin, dass „die Kirghisen nicht eifrige Mahammedaner und wenig mit dem Koran bekannt sind“ und legen diese Ansichten durch „ihre herumziehende Lebensweise aus, welches keine Bedingungen zum ständigen „Besuch von Moscheen sowie die Unterweisungen von Mollahs und Chodschas nur ausnahmsweise gestattet“ [1, 145]. Trotzdem, wie die Erforscher betonen, dass „bei den Kirghisen Beschneidung, sowie die hohen Feste (wie Beiram, Kurban-beiram) gefeiert werden, wenn auch die strengen Fasten des Rhamadan, sowie die täglichen Gebete und Waschungen nur oberflächlich beobachtet und gehalten werden“ [1, 145].
Dr. Alfred Brehm erregte „gewaltiges Aufsehen“ während der Reise nicht nur durch seine Erfolge bei der Jagd, sondern auch durch „seine ausgezeichnete Kenntniss des Islam und des Koran, von dem er mehr Suren auf Arabisch herzusagen wusste, als irgend ein Kirghisen-Sulthan, dessen ganze Weisheit niemals über die Fathah (erste Sure) hinausreicht“ [1, 145].
Somit muss man bei der Bewertung der Tätigkeit von Reisenden beim Studium der Kultur von Kasachen eine besondere Sympathie und Aufmerksamkeit bei der Beschreibung des Lebens der Bevölkerung von Mangyschlak betonen, sowie den Versuch von den Gelehrten, den deutschen Lesern die Möglichkeit zu geben, im größten Maße den Charakter, die Traditionen und das Leben des für die Europäer fremden Volkes zu verstehen. Die deutschen Reisenden übten Kritik an den Vorstellungen über die Kasachen, welche bei den vorangehenden Autoren, die in dieser Region weilten, entstanden. Im Gegensatz zum bekannten englischen Reisenden T. Atkinson, welcher ohne Bedauern ein Volk verliess, „bei dem Räuberei, Mord und Zerstörung ungestraft ausgeführt werden“. O. Finsch und A. Brehm betonten „die größte Zuvorkommenheit und Gastfreundschaft“ während ihrer Reise und fanden die Charakteristik von Atkinson als „ebenso hart als ungerecht“ [6, 130]. Was Diebstahl anbetrifft, „ausgenommen an Pferden, soll ebenfalls selten vorkommen. Niemals ist uns auch das Geringste entwendet worden, immer begegnete man uns in der höflichsten und bescheidensten Weise, und ganz besonders zeigte sich uns gegenüber ihre uneigennützige Gastfreundschaft“ [6, 144-145].
Die Erlernung der geistlichen Kultur des Volkes, im Vergleich mit der materiellen Kultur, bereitete den Reisenden große Schwierigkeiten. Es ist verständlich: der Reisende bemerkt die Besonderheiten der Behausung, der Kleidung, der Nahrung, der Arbeitswerkzeugen in den ersten Tagen seines Aufenthaltes im Land; er kann einige Monate im Land wohnen und die Vielfältigkeit der Tänze, der Hochzeitsbräuche, der Etikette des Volkes nicht kennenlernen, ganz zu schweigen davon, was die
Poesie oder Mythologie anbetrifft, dafür braucht man Sprachkenntnis [7, 76]. Den deutschen Reisenden gelang es trotzdem, ein einzigartiges Bild der geistlichen Kultur des kasachischen Volkes darzustellen.
Die deutschen Erforscher begannen das Leben des kasachischen Volkes mit dem Kennenlernen der Redekunst zu erlernen. Die Nomaden beobachteten die Bewegung der Sterne und dadurch schätzten sie die Zeit ab, sie blickten in die unabsehbare Weite der Steppe an und bewunderten sie die Natur, somit erarbeiteten sie ihre eigene Kultur und als Teil dieser Kultur war Wort [5, 38].
Bedauerlicherweise gibt es keine ausführliche Beschreibung der Kleidung der kasachischen Frauen in den Studien der deutschen Erforschern. Gleichzeitig betonte eine Reihe von deutschen Autoren (F. Gellwald, O. Finsch und A. Brehm, A. Petzhold, R. Karutz u.a.) ihre einzigartige Eigentümlichkeit. F. Gellwald wies in seinem Studium auf die einmalige Frauenkleidung von Kayssaken hin und fügte ein Bild zu, wo eine elegante „Saukele“ gezeichnet worden ist. Eine Photographie einer jungen Frau in vollem Staate, mit einer thurmähnlichen spitzen Kopfbedeckung zog die Aufmerksamkeit auf sich von O. finsch und A. Brehm. Im weiteren betonten sie, „dass die Mädchen und Frauen der Kirghisen, wie bei uns, es an allerlei Putz nicht fehlen lassen, wobei auch Schminke und, nach türkischer Art, Heuna zum Rothfärben der Fingernägeln“ [1, 155]. Bei der Beschreibung der Kopfbedeckung betonte keiner von den Reisenden, dass die Kopfbedeckung ein Zeichen des Familienstandes war. Wie es bekannt ist, die Kopfbedeckung sowie Haartracht der Mädchen und verheirateten Frauen wesentliche Unterschiede hatten. Zugleich war die Kleidung der Frauen aus jener Zeit gleich der Kleidung der Männer.
Die Milchwirtschaft der Kasachen zog die Aufmerksamkeit von O. Finsch und A. Brehm, ihrer
Meinung nach, „ist ziemlich eigenthümlicher Art. Der sowohl von Kühen, als Ziegen und Schafen producirte jedesmalige Vorrath wird zusammen in einen grossen ledernen Schlauch geschüttet und in demselben, mittelst eines Stockes, an dem eine horizontale Holzscheibe befestigt, gebuttert. Das Product heisst Sarmai. Die zurückbleibende Buttermilch – Airan – ist sehr beliebt und bildet eine Hauptnahrung der Kirghisen“ [1, 210].
„Eremtschak“ ist auch förderlich für die Gesundheit, welchen die Reisenden als „einen bröcklichen Käse (Eremtschak) aus Schafsmilch“, „vermischt mit Milch oder Wasser“ betrachten. „Ein oder zwei Tassen sind hinreichend um den Hunger zu stillen“. Im VIII. Kapitel beschrieben O. Finsch und A. Brehm eine detaillierte Technologie der Zubereitung von „Churt“, der ein wichtiger Teil des Winterkostes der Kasachen ist.
Die Vielfältigkeit der Milchnahrung zeugte von ihrer alten Herkunft. O. finsch und A. Brehm verfügten über umfangreiche Kenntnisse über die nützlichen Eigenschaften der Stuten- und Kamelmilch, welche sie aus den Werken der in der kasachischen Steppe weilten Vorgängern. Zugleich äußerten sie sich nicht eindeutig über diese für die Kasachen wichtigen Getränken. Der erste Eindruck von Kumiss, getrunken in der Familie Poltoratsky in Semipalatinsk, war angenehm, aber im weiteren hatten diese Getränke nicht ganz angenehmen Geruch [1, 93, 127]. Dies begründeten sie durch ihre Aufbewahrung in den Schläuchen aus Füllenhaut (Tursuks). Sie schrieben aber weiter: „aber die Nomaden behaupten und die Erfahrung hat es bestätigt, dass sich das Getränk nur in solchen Lederschläuchen bereiten lässt“ [1, 150].
Auf solche Weise war das umfangreiche ethnographische Material gesammelt. Sie versuchten, den deutschen Lesern das Leben des für die Europäer fremden Volkes mehrere Aspekte der materiellen und geistlichen Kultur eingehend abzuleuchten. Die deutschen Erforscher brachten innige Zuneigung den Vertretern des kasachischen Volkes, seiner Gutmütigkeit und Gastfreundschaft zum Ausdruck.

1. Finsch O., Brehm A. Reise nach West-Sibirien im Jahre 1876. – Berlin, 1879.
2. Карутц Р. Среди киргизов и туркменов на Мангышлаке. – СПб., 1910. – 188 с.
3. Гелльвальд Ф. Естественная история племен и народов. – СПб., 1883. – Т. 1. – 618 с. – Т. 2. – 810. 4. Freund M- Das Elisteproblen in der modernen Politik // Politische Bildung, 1954, H. 46. — S. 238
5. Сарсекеев Б.С. Кочевники Степи. – Акмола, 1997 – 47 с.
6. Шварц Г. Средняя Азия и Сибирь // Гельмголь Г. История человечества. Всемирная история. Т. 2. – СПб., 1902. – С. 112, 115.

Түйін
XIX ғасырдың екінші жартысы – XX ғасырдың басындағы қазақтардың тарихын зерттеуде неміс саяхатшылары Отто Финш пен Альфред Бремнің қосқан үлесі айтарлықтай. Олар өз естеліктері негізінде «Батыс Сібір» атты еңбектерін жазып шыққан. Еңбекте қарастырып отырған кезеңдегі қазақ халқының салт-дəстүрлері мен əдет-ғұрыптары тіралы қызықты материалдар топтастырылған.

Резюме
Немецкие путешественники Отто Финш и Альфред Брем внесли весомый вклад в изучение истории казахов второй половины XIX-XX вв. На основе своих воспоминаний ими была написана работа «Путешествие в Западную Сибирь», в которой аккумулированы интересные материалы о традициях и обычаях казахского народа в рассматриваемый период.

Добавить комментарий

Ваш адрес email не будет опубликован. Обязательные поля помечены *