DIE DEUTSCHE SPRACHE IM PROZESS DER GLOBALISIERUNG

DIE DEUTSCHE SPRACHE IM PROZESS DER GLOBALISIERUNG

Бондаренко Н.П., Бегман О.А.
Северо-Казахстанский государственный университет им. М. Козыбаева,
г.Петропавловск
bondarenkoangel@mail.ru, olga-b80@mail.ru

In heutiger Zeit der Globalisierung kommen Sprachen immer häufiger in Kontakt. Die Globalisierung übt Druck auf alle internationalen Sprachen aus, und die deutsche Sprache ist keine Ausnahme. Die Humboldtsche Formel von der
Identitätsstiftung des Vaterlands durch Muttersprache scheint jetzt nicht mehr gültig. Vor der Gründung des Deutschen Reichs im Jahre 1871 hat man die Bindekräfte der Nation eben in der gemeinsamen Sprache gesucht. Aber es ist die Sprachphilosophie des 19. Jahrhunderts und passt nicht mehr.
Ein Beispiel für Globalisierung, wie wir es in unserem Alltag vorfinden, ist der enorme Zustrom tatsächlich oder nur scheinbar englischer Wörter in die deutsche Sprache, sogenannte Anglizismen. Das Auftreten dieser Anglizismen scheint gerade in letzter Zeit erschreckend zugenommen zu haben. In der Wirtschaft wird Englisch gesprochen und auch unsere ganz normale Alltagssprache ist voll von englischen Einflüssen.
Wie jede Erscheinung hat der Globalisierungsprozess der deutschen Sprache seine Vor- und Nachteile. Welche Momente dieses Prozesses kann man als positiv einschätzen?
Das Durchdringen der englischen Sprache in die deutsche fördert Bereicherung der deutschen Sprache. Fast in allen Bereichen unseres Lebens kann man englischen Wörtern begegnen. Mit besonders großer Leichtigkeit vermag die deutsche Sprache englische Ausdrücke und Wendungen zu integrieren. Die enge Verwandtschaft der beiden germanischen Sprachen erleichtert das. Die Deutschen übernehmen nicht nur englische Ausdrücke, sie erfinden sogar neue. Vieles, was wie eine Űbernahme aussieht, gibt es im Englischen gar nicht oder nur mit anderer Bedeutung. Dieser kreative Umgang mit englischen oder vermeintlich englischen Begriffen stellt Űbersetzer und Dolmetscher vor ungewöhnliche Herausforderungen.
Noch ein Vorteil der großen Nähe von Deutsch und Englisch kann auf der Ebene der Arbeitssprache an offiziellen Behörden gesehen werden, weil es hier nun einmal um Erleichterung geht. Man kann sich auch sprachliche Hilfe durchs Internet leisten.
Es lohnt sich auch zu sagen, dass die vielen Anglizismen vor allem in Bereichen wie Werbung, Wirtschaft und Technik ein guter Beweis dafür ist, dass Deutsch eine lebendige, entwicklungsfähige Sprache ist. Anglizismen mögen viele stören und vor Verständnisprobleme stellen, aber solange eine Sprache im Stande ist, fremde Wörter so wie einheimische Wörter den eigenen Regeln zu unterwerfen, ist sie nicht in Gefahr. Im Gegenteil, es ist ein Zeichen für eine lebendige und entwicklungsfähige Sprache. So werden Verben wie mailen oder downloaden ganz selbstverständlich wie alle anderen deutschen Verben konjugiert. Downloaden ist sogar trennbar (ich habe das downgeloadet).
Neben den Vorteilen des Globalisierungsprozesses der deutschen Sprache weisen sich auch einige negative Momente auf.
Das Stichwort für das derzeitig zu beobachtende rasant gestiegene Sprachsterben ist bereits genannt: Globalisierung. In Folge der Globalisierung treten auch die Sprachen in einen immer schärferen Wettbewerb.
Nach der Meinung der meisten Deutschen hat ihre Muttersprache in den letzten Jahren eine Statusminderung erfahren. Es werden akute Fragen zu diesem Problem gestellt, solche zum Beispiel wie: die Perspektiven der deutschen Sprache, Kultur – und Identitätsaufbewahrung, Auftrag und Chance der deutschen Sprache in der globalisierten Welt?
Dafür kann man die Worte des Vorsitzenden der Hanns-Seidel-Stiftung, Dr.
h.c. mult. Hans Zehetmair über die Zukunft des Deutschen bringen: Die Zukunft des Deutschen liegt darin, sich in einem vielsprachigen Europa und in einem zunehmenden mehrsprachigen Deutschland zu behaupten. Seiner Ansicht nach, betreffe der Sprachverfall vor allem die junge Generation. Das Vokabular der Jugendlichen ist sehr simpel, die Rechtschreibung fehlerhaft. Und die Ursache sind SMS, Twitter, moderne Technik. Es hat nichts mit einem höheren Bildungsgrad zu tun, wenn man Wörter auf Englisch sagt, die man ebenso auch auf Deutsch formulieren könnte. Deshalb ist es für die Deutschen als Sprachträger sehr wichtig, wieder um Worte zu ringen, um gutes Deutsch zu pflegen und wieder lebendig zu machen.
Eine Sprache kann dadurch schrittweise verfallen, dass sie vielen Einflüssen aus anderen Sprachen ausgesetzt ist. Sie verliert dadurch ihre ursprünglichen Wurzeln und mutiert zu einer Mischung aus der ursprünglichen Sprache und Einflüssen von außen.
Die Anglizismen in der deutschen Sprache haben in letzter Zeit zugenommen. Die Firmen, ob sie international sind oder nicht, benutzen mehr Englisch und auch die normale Alltagssprache ist voll von englischen Einflüssen. Es ist selbstverständlich, dass man den Namen für die vielen neuen Dinge, die ins Land kommen, für die man hier noch keinen passenden Namen hat, gibt. Aber wenn man grundlos altgediente deutsche Wörter, an deren Verständlichkeit es nichts zu bemängeln gibt, durch englische ersetzt? Einige davon sind zum Beispiel:
Stadtgespräch — City Call;
Selbstbedienung — Self Service;
Heim- und Auswärtstrikots — Home- and Away- Shirts;
Fest — Party;
Schreibwarengeschäft – McPaper; Ausverkauf – Sale einkaufen – shoppen u.v.a.
In vielen Fällen klingt es für Engländer sogar komisch — so heißt das Bodybag, bei dem im Deutschen eine moderne Tasche, die an einem breiten Träger quer über den Oberkörper getragen wird, gemeint ist, im Englischen allerdings ”Leichensack”.
Das Gedicht von Friedrich K. Weibel zeigt die Besorgung des Menschen an die Perspektive seiner Muttersprache:
Sprachverfremdung
Wer unbedacht ein Fremdwort wählt und deutsches Wort für ihn nicht zählt, wer happy sagt und glücklich meint und sunshine, wenn die Sonne scheint, wer hot gebraucht, anstelle heiß, know how benutzt, wenn er was weiß, wer sich mit sorry kühl verneigt und Shows abzieht, wenn er was zeigt, wer shopping geht statt einzukaufen und jogging sagt zum Dauerlaufen, der bleibt zwar fit, doch merkt zu spät, daß er kein Wort mehr deutsch versteht.
Durch die Globaliserung wird die deutsche Sprache nicht nur durch Anglizismen beeinflusst, sondern inflationär auch durch romanische und slawische Sprachen. Die deutsche Sprache ist nicht mehr die deutsche Sprache, sondern ein wilder Mix.
Eine große Sprachenvielfalt bringt in Deutschland Zuwanderung mit sich. Im Alltag sind Fremdsprachen der Zuwanderer zunehmend präsent und prägen das öffentliche Leben. Eine Veränderung der deutschen Sprache durch die Übernahme von Lehnwörtern aus Migrantensprachen lässt sich allerdings nicht feststellen, weil die Sprachen der Zuwanderer in Deutschland, vor allem das Türkische, eine geringe Wertschätzung erfahren. Aber ein „kreativer“ Umgang mit der deutschen Sprache findet allerdings in der türkischdeutschen Jugendkultur statt: In den 1990er Jahren entwickelte sich mit „Kanakisch“, einem persiflierten, fehlerstrotzenden „Türkendeutsch“, eine eigene Sprachkultur, die stark auf deutsche Unterhaltungsmedien abgefärbt hat. Einige nennen „Kanakisch“ — multikulturelle Bereicherung für das Land der Dichter. Aber wie sieht diese kulturelle Bereicherung aus? Man erkennt sie an die Verarmung der Sprache. Der Wortschatz wird kleiner, die Sätze kürzer und die Grammatik wird vernachlässigt. Deutsche Jugendliche übernehmen vermehrt die Aussprache und Satzbildung ausländischer Jugendlicher und benutzen auch häufig Worte aus dem Türkischen oder Arabischen.
Zusammenschlieβend kann man sagen, dass sprachliche Globalisierung sicher ein Zeichen einer hohen Weltoffenheit, eines Zusammenwachsens der Völker und der hohen Wichtigkeit des Englischen in der Welt ist, das einem eine Möglichkeit der internationalen Verständigung gibt, für die man dankbar sein muss. Andererseits ist es aber auch eine der gröβten Gefährdungen der deutschen Sprache überhaupt.

Литература:

1. K.H.Göttert “Abschied von Muttersprache. Deutsch in Zeiten der Globalisierung”, S.Fischer Verlag, 2013.
2. B. Hufeisen, G. Neuner “Mehrsprachigkeitskonzept – tertiärsprachen – Deutsch nach Englisch”, Strasbourg, 2003.
3. D.E.Zimmer “Deutsch und anders. Die Sprache im Modernisierungsfieber”, Reinbeck bei Hamburg, 1997.

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